
Margot von Contzen
1954 Mönchengladbach
1994 Tätigkeit als freischaffende Künstlerin
Lebt und arbeitet abwechselt in der Toscana (Italien) und Deutschland.
Einen charakteristischen Komplex der Arbeiten Margot von Contzen´s bilden Kompositionen, die auf gestalterisch unterschiedlichsten Transformationen des Bildträgers basieren. So sind die Schwarz-Weiß-Kompositionen auf Holz gänzlich von der Struktur ihres Grundes gelöst.
In einen sich wiederholenden Arbeitsprozeß des Schleifens und Grundierens entsteht eine von allen Unebenheiten befreite, völlig ebene Bildfläche, die erst im Folgenden mittels Farbauftrag und Strukturierung ihre Eigendynamik zu entwickeln vermag. - Das partielle Farb-volumen wechselnder Schichten sowie die partielle Riffelung, mit verschiedensten Gegenständen wie Spachtel, Kamm, Nagel oder ähnlichem herbeigeführt, lassen zunächst eine subtile Plastizität entstehen. Auf geometrische Rasterungen zurückgeführt, erwachsen in geordneter Folge Sequenzen organischer Struktur. Ein letzter Farbauftrag versiegelt schließlich die gesamte Fläche zu einer homogenen Ebene. Wiederholtes Abschleifen der Bildebene und abschließendes Polieren bringen endlich die gesamte Komplexität der schöpferischen Genese zum Vorschein, - ohne aber ihre räumliche Gliederung zu offenbaren.
Die Dreidimensionalität erfassend, bleibt die Komposition in ihrer bloßen optischen Wirkung verhaftet; entgegen der visuellen Erwartung berührt man - in Verirrung der Sinne - eine vollkommen plane Bild-fläche. Insbesondere in der Kon-trastierung von Schwarz und Weiß kristallisiert sich jene Eigendynamik heraus, die das mehrdimensionale Sehen geradezu provoziert. - Die Dualität der Wertigkeiten setzt sich in der eingehenden Betrachtung fort. Die Suche nach dem Hintergründigen, das sich hinter der homogenen Oberfläche zu verbergen versucht, wird zum zentralen Anliegen. So wie die Komposition , auf eine exakt geometrischen Gliederung gründend, letztlich jegliches Ordnungsprinzip verläßt, so entwickelt sich gleichsam eine eigene Dimensionalität sowohl der Bild- als auch der Interpreta-tionsebene. Die Assoziationsmög-lichkeiten sind unbegrenzt...Inspira-tiv angeregt und motivisch assoziiert stehen diese Kompositionen sicherlich auch in engem Bezug zu den imposanten Kirchenfassaden der Frührenaissance, wo sich das Mauerwerk ebenso intarsienhaft, in schwarz-weißer Marmor-Inkrus-tation dem Betrachter präsentiert und auch dort zu einer visuellen Auflösung der massigen glatten Fläche führt.
Das Prinzip der ebenmäßigen Oberfläche wird durchbrochen und partiell strukturierte Bildfelder, die in ihrer organisch erwachsenen Plastizität belassen und akzentuiert werden. Die eingetragenen Riffelungen sind in Synthese wechselner Farbschich-ten - jeweils angeschliffen und im Kolorit oftmals changierend reduziert - für eine ertastbare Räumlichkeit bestimmt, die sich von der homogenen Bildebene markant hervorzuheben weiß. - Wenn auch die umliegende Farbstruktur vielfach aufgerauht erscheint, ist sie in ihrer optischen Wirksamkeit nicht wahr-zunehmen;vollkommen plan, mitunter blattvergoldet, bleibt sie räumlich sowie visuell mit den plastischen Sequenzen kontrastierend.
Die Materie stärker noch prononcierend, nutzt Margot von Contzen gerne auch künstlerische Varianten der Materialbilder , die es ihr ermöglichen, das Substantielle in der Kombination unterschiedlichster Elemente zu begründen. An die Kompositionen der Strukturbilder anknüpfend, werden hier diverse Fremdstoffe - Bauabfälle wie Sand, Gips, Mörtel, Fliesenkleber oder ähnliches in die Farbmasse gemengt, um mit der anschließenden Riffelung der partiellen oder gesamten Farbfläche eine spezifische Strukturierung zu erzielen. Aufgrund der verschiedensten Materien entwickelt sich dabei eine vollkommen eigenständige Plastizität, die in ihrer räumlichen Dimension weit über die Bildebene herauszuragen vermag. Ob geometrisch geordnet, oder im Fluß der Bewegungen, stets bleibt die Konzeption des Bildfeldes von einer dynamischen Spannkraft geleitet. - Man glaubt in diesen Bildern den Weiten der Toskana folgen zu können: den Rudimenten architektonischer und vegetabiler Motive, sowie den Land-schaftsformationen unendlicher Felder... - Und ebenso ist man versucht, in diesen Bildern seinen eigenen Gefühls- und Gedankenströmen nachzuspüren; man fühlt sich erkannt und aufgehoben und letztlich doch zu neuen Wegen aufgefordert...
Eine andere Form der Materialbilder bleibt dagegen mehr im Gegenständlichen verhaftet. Die verwandten Elemente sind in ihrer Wesensart belassen. - auch der Holzgrund bleibt als Bildträger in seiner Charakteristik erhalten. - Geometrisch gezirkelte Nagelreihen oder aber einzeln gereihte Stuckleisten füllen in exaktem Gleichmaß die Fläche; diverse Farbschichten bedecken und umschließen die Gesamtheit sowohl der Materie als auch der Struktur. Ob monochrom gehalten oder abschließend blattvergoldet, die Plastizität des Ornaments bleibt dominant. - Lediglich in den wie willkürlich erscheinenden Abschürfungen des Blattgoldes wird das Ordnungsprinzip erneut durchbrochen; in Kontrastierung der transparenten Farbschichten bricht das Ursprüngliche des Komposition in die Bewußtseinsebene hervor: es berührt Materie und Geist und führt aus jeglicher Akkuratesse heraus.
Es ist immer wieder faszinierend, in den Werken Margot von Contzen´s einer derartigen Subtilität zu begegnen. Aus einer Viel-schichtigkeit heraus aufgebaut, ist es das Verborgene und Hintergründige, das fesselt. In der Kontras-tierung von Materie und Struktur, im Kontrast der Sinne, die zum Erleben dieser Werke aufgefordert sind, bleibt stets das harmonisierende Moment bestimmend.
Es ist eine Empfindsamkeit, die uns ganz unbewußt, ganz unvorbereitet berührt, und die sich in vorgetäuschter Willkür letztendlich allein auf das Wesentliche zu konzentrieren vermag.
Und so ist es gleichsam faszinierend, in Rekapitulation der künstlerischen Genese, in Erinnerung an die aufwendigen manuellen und auch maschinellen Arbeitsprozesse, Werken von einer derartigen Schlichtheit zu begegnen, von der Eindringlichkeit, die uns das Ursprüngliche in seinem Sinngehalt erkennen läßt.
Margot von Contzen nutzt vereinzelt, in kostbaren Momenten, ihre Kreativität zur
künstlerischen Umsetzung literarisch ausgewählter Vorlagen. Geschichten, die sich aus dem Profanen heraus einen Weg zur Empfindsamkeit des Lesers suchen, sind Thema und Leitbild dieser Arbeiten.
So wie es im „Märchen von den Steinen“ einem einzelnen Stein gelingt, sich aus der Stupidität all der übrigen durch seine Hoffnung und seine Zuversicht zu lösen. So findet sich bei Margot von Contzen ein einzelner Stein, festgebunden auf einer gestückelten Bildfläche wieder. Nur Rudimente, verblichene Abdrücke unzähliger Steine - gemalt und abgeschliffen - sind noch verblieben; auseinandergeschnitten und in einem geometrischen Raster willkürlich geordnet haben sie jeglichen Bezug - und schließlich auch sich selbst verloren. - Gleichsam finden wir die Textvorlage gestückelt und neu zusammengefügt - nunmehr vom gedruckten Wort in das Bewußtsein erhoben. - Was bleibt, ist der Stein, fest verankert , von Hoffnung und Zuversicht gehalten.Die jüngsten Arbeiten Margot von Contzen’s basieren anders als die vorangegangenen auf einer kom-positionell figurativen Vorlage. Bei ihrenStreifzügen durch das nördliche Italien, die sie in die am Ligurischen Meer gelegene Hafenstadt Livorno führten, entdeckte M. von Contzen das Motiv der Schiffe oder Boote für sich. Jene maritimen Fortbewegungsmittel, die in dumpfer Massigkeit oder aber nahezu fragil und schwerelos, mit gehißten Segeln, über die Meere gleiten. In der technischen Konzeption ihrer Struktur-bilder nutzt Margot von Contzen hier die Möglichkeiten abstrakter Strukturierung sowie das changierende Spiel diverser, aufeinanderfolgender Farbschichten. Unter der ebenmäßigen, beinahe glänzenden Oberfläche, fügt sich in scheinbar willkürlicher Gliederung und frei nuanciertem Kolorit die motivische Vorlage erst innerhalb der Konturierung zusammen. Ins-besonde mittels der Farbigkeit vermag sie dabei unterschiedlichste atmosphärische Akzente zu setzen. Ob man das Morbide eines schmucklosen, rostenden Frachtschiffes, die vermeintliche Heiterkeit großer Vergnügungsdampfer oder die Leichtigkeit eines kleinen Segelbootes dargestellt glaubt- das assoziativ stimmungsreiche Spektrum ist weit gespannt . - Gleichsam vermag Margot von Contzen innerhalb einer einzigen Komposition die unterschiedlichsten Motive mit den unterschiedlichsten Techniken, -so auch der Frottage, zu varriieren und dadurch jeglichen Bezug zum realen Bildraum endgültig aufzulösen. So bleibt der Betrachter letztendlich auch hier in der Illusion verhaftet, die genügend Raum läßt für die eigenen, geruhsam gleitenden, träumerischen Reisen.
Dr. Barbara Maiburg
Ausstellungen
1994
Atelierausstellung Mönchengladbach,
1995
Atelierausstellung Mönchengladbach,
1996
Galerie Sacchetti Ascona; Atelierausstellung Mönchengladbach, und Bibbona Italien.
1997
Atelierausstellung Mönchengladbach, Casale und Bibbona Italien.
1998
Galerie Sacchetti Ascona, Atelierausstellung Mönchengladbach,
1999
Salon D Áutomne Paris, ENSEMBLIA Mönchengladbach,
Atelierausstellung Wegberg Holtum.
2000
Kunstverein Hückelhoven.
Kunst Frühling Korchenbroich,
Academie dePeinture de Nizza,
Salon D Áutomne Paris,
“Kunst im Fluss” Kunstverein Hückelhoven.
“Sehstörung” Mönchengladbach.
“Kreuzwege” Münsterkirche Mönchengladbach.
Atelierausstellung Holtum.
2001
Fachhochschule Niederrhein, Krefeld.
Kunstverein Erkelenz, Atelierausstellung Holtum.
2002
Kunsthaus Stinnes Essen., Kunstraum Nordpark, Fondation E. Janzen, Mönchengladbach.,
Kuhkultur Oberhausen., Atelieraustellung Holtum.
2003
Kunstevent Dortmund, Kunstraum Nordpark Mönchengladbach, Kunstevent Antwerpen,
Atelierausstellung Holtum, Altes Museum Biz Mönchengladbach..
Atelierausstellung Holtum.
2004
Fuß-Ball_Kunst SSK Mönchengladbach, Kunst vor Ort Mönchengladbach,
Galerie Diederik Storms Groningen Niederlande, Atelierausstellung Holtum,